Brad Pitt und C. S. Lewis kamen beide auf ihrem Weg mit Gott an einen kritischen Punkt. Sie entdeckten beide, dass alles was Gott tut, Er für Seine eigene Herrlichkeit tut. Sowohl für Pitt als auch für Lewis erschien diese Anschauung von Gott extrem selbstsüchtig und egozentrisch. Für Brad Pitt war die Vorstellung eines Gottes, der sich selbst in den Mittelpunkt Seiner eigenen Leidenschaften stellt nicht kompatibel mit dem Bild von Gott, welches er sich selbst wünschte und Grund genug, gar nicht mehr an Gott zu glauben. C. S. Lewis ging einen anderen Weg. Er rang mit dem Gedanken, wie es sein kann, dass Gott zum einen tatsächlich alle Dinge zur Ehre Seiner eigenen Größe tut (also sehr „egozentrisch“ ist) und dennoch (wie Lewis es auch selbst erfahren hatte) gut zu Seinem Volk ist.
Lewis machte dabei eine geniale Entdeckung. Obwohl Egozentrie normalerweise impliziert, dass der Betroffene nicht genügend die Belange der anderen im Blick hat, argumentiert Lewis, dass die „Egozentrie Gottes“ (d.h. Gott stellt sich selbst in den Mittelpunkt aller Seiner Leidenschaften und Taten) die gütige Hinwendung zum Menschen nicht nur nicht ausschließt, sondern bedingt! Lewis behauptete (korrekt), dass das beste, was Gott tu kann, um unsere Freude perfekt zu machen, ist, dass Er Seine eigenen Größe und Herrlichkeit in den Mittelpunkt Seines Enthusiasmus und Seiner Bemühungen stellt. Das liebevollste, was Gott für dich tun kann, ist Sich Selbst über alle Dinge zu lieben. Das größte, was Gott uns geben kann, ist Sich selbst – es ist immer wieder unsere Aufmerksamkeit auf Seine gewaltige Exzellenz zu lenken und uns zu sagen: „Sieh, wie groß ich bin; schau wie genial ich bin; gibt es etwas vergleichbares zu Meiner unendlichen Perfektion?!“ Der resultierende Lobpreis von Gottes Genialität ist nach Lewis dann nicht nur die adäquate Reaktion auf die Faszination Gottes, sondern Lobpreis bedeutet das Genießen Gottes, unsere Freude an Ihm, zu perfektionieren (siehe letzten blog). Was wertvoll ist, genießt der Mensch. Was er als kostbar empfindet, lobt er. Wenn, so erklärt Lewis, wir alltäglich und irdisch wertvolles genießen und loben, ist es dann nicht logisch, dass wir dieselbe Reaktion auf das wertvollste, was es im Universum gibt, haben? Und wenn Gott unsere Freude perfekt machen möchte, muss Er dann nicht Seinen eigenen Wert immer wieder in den Mittelpunkt stellen? In den Worten von C. S. Lewis klingt das so:
„Meine große Schwierigkeit darüber, dass Gott Lob von uns bekommt, hing damit damit zusammen, dass ich auf absurde Weise bereit war in Hinblick auf den ultimativen WERT zu leugnen, was wir auf geringere Freuden, geringer wertvolles normal empfinden. Bei letzterem haben wir keine Schwierigkeiten – in der Tat, wir können uns nicht helfen, [zu genießen und zu loben], was wir zu schätzen.“1
Mit obigem Zitat führt der beliebte Britische Schriftsteller noch ein weiteres Argument ein, warum es richtig für Gott ist, Selbst das Ziel Seiner herausragenden Leidenschaft zu sein. Er lenkt die Aufmerksamkeit des Lesers auf den Begriff „ultimativen WERT,“ indem Lewis WERT in Grossbuchstaben schreibt. Dass Gott zuerst und in allem Sich Selbst erhöht, hat etwas mit Seinem WERT zu tun.
Bevor wir dieses Argument genauer untersuchen, ist es vielleicht hilfreich, nicht nur die These „Gott tut alle Dinge vor allem für Sich“ nicht nur zu behaupten, sondern zu zeigen, dass dies tatsächlich das Zentrum Biblischer Theologie ist. Dem Interessierten möchte ich gern die ausführliche Ausarbeitung von Jonathan Edwards The End for which God Created the World empfehlen. Hier nur einige wenige Beispiele:
– Die Schöpfung wird explizit als „für Gott erschaffen“ erläutert. Alles, was Gott erschaffen hat, existiert ultimativ also für Ihn, zur Ehre Seiner genialen Größe.
„Denn in Ihm ist alles erschaffen worden, was im Himmel und was auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare,… alles ist durch Ihn und für Ihn geschaffen.“ (Kol. 1, 16)
– Das Ziel des Erlösungswerks in Christus wird wiederholt als ultimative zur „Verherrlichung Gottes“ beschrieben. „Gott zu verherrlichen“ bedeutet dabei, dass es die Absicht Gottes war, dass Sein Erlösungswerk letztendlich dazu dient, die Perfektion Gottes sichtbar zu machen und ihren Wert öffentlich darzustellen.
„aus Liebe hat er uns vorherbestimmt damit wir Kinder Gottes durch Jesus Christus werden, nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade.“ (Eph. 1, 5-6)
„Sie werden Bäume der Gerechtigkeit genannt werden, die Pflanzung des Herrn, damit Ich verherrlicht werde.“ (Jes. 61, 3)
– Das Ziel der ewigen Freude der Kinder Gottes bei der Wiederkunft von Jesus wird als die Verherrlichung von Jesus bezeichnet.
„… wenn Er kommt, um verherrlicht zu werden in Seinen Heiligen an diesem Tag und bewundert zu werden von allem, die geglaubt haben.“ (2 Thes. 1, 10)
– Der moralische Charakter und die Werke der Gläubigen dienen ultimativ dazu, Gott zu verherrlichen.
„… voll mit Früchten der Gerechtigkeit, welche durch Jesus Christus sind, zur Verherrlichung und der Ehre Gottes.“ (Phil. 1, 11)
„Dadurch wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viele Früchte tragt und so zeigt, dass ihr meine Jünger seid.“ (Joh. 15, 8)
– Die Doxologien der Heiligen haben immer wieder die Erhöhung von Gott und die Verherrlichung Seines Namens zum Ziel.
„… dem einzig weisen Gott sei durch Jesus Christus die Herrlichkeit für immer. Amen.“ (Röm. 16, 27)
„… Ihm sei die Herrlichkeit in der Gemeinde und in Jesus Christus aller Generationen für immer und ewig. Amen.“ (Eph. 3, 21)
– Jesus selbst hat in allen Seinen Taten die Herrlichkeit Gottes als höchstes Ziel bezeichnet.
„Was soll ich sagen: ‚Vater, rette mich vor dieser Stunde?‘ Aber für dieses Ziel kam ich zu dieser Stunde. Vater, verherrliche Deinen Namen. Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich habe Ihn verherrlicht und werde Ihn wieder verherrlichen.“ (Joh. 12, 27-28)
„Ich habe dich auf der Erde verherrlicht…“ (Joh. 17, 4)
– Die Erfüllung der Verheißungen Gottes dient ultimativ der Herrlichkeit Gottes.
„Denn wie viele Verheißungen Gottes es auch gibt, in Christus sind sie ‚Ja‘ … zur Verherrlichung Gottes durch uns.“ (2 Kor. 1, 20)
– Das liebevolle Wirken Gottes und Sein gütiges Eingreifen in das Leben Seiner Kinder dient „des Namens Gottes willen,“ ein Ausdruck, der die Verherrlichung Gottes beschreibt.
„Er stellt meine Seele wieder her. Er führt mich auf Pfaden der Gerechtigkeit, um Seines Namens willen.“ (Ps. 23, 3)
„Du aber, o HERR, mein Herr, handle gut mit mir um deines Namens willen; denn deine Gnade ist gut.“ (Ps. 109, 21)
Gottes unmittelbares Ziel in allem, was Er tut, ist Seine eigene Herrlichkeit. Die herausragende Leidenschaft des Herzens Gottes ist Seine eigene Größe, Sein eigener Ruhm. Gott ist das Zentrum Seiner eigenen Leidenschaft. Unerbittlich und unaufhörlich erschafft, ordnet, sprich und rettet Gott, um zu zeigen, wer Er ist und um vom ganzen Universum, das Lob, die Ehre und die Verherrlichung Seines Namens zu bekommen, dessen Er allein unendlich würdig ist.
Erscheint für dich ein Gott, dessen höchste Ziel Seine eigene Leidenschaft ist, als arrogant? Schreckst du zurück vor dem Gedanken, dass Gott sich selbst in den Mittelpunkt stellt? C. S. Lewis fand die Idee eines zentrovertierten Gottes zunächst auch abscheulich: „Wir alle verachten den Menschen, der eine fortwährende Anerkennung der eigenen Begabungen verlangt…; wir alle verachten noch mehr die Masse der Leute, die sich um jeden Diktator, jeden Millionär, jeden Promi schert, um dessen Verlangen nach Anerkennung zu befriedigen.“2 Intuitiv nehmen wir Anstoß an Menschen, die immer danach bestrebt sind, sich selbst gut darzustellen, ihre eigene Ehre und Fähigkeiten darzustellen und welche andere ausnutzen, um ihren eigenen Ruf zu verbessern. Wir legen Wert auf Altruismus und halten verachten Selbstsucht. Und das zu Recht.
Aber wie kann es sein, dass das, was wir bei Menschen verachtenswert einschätzen, bei Gott scheinbar gut sein soll? Wie können wir das Streben nach Ehre bei Menschen verurteilen und bei Gott befürworten? Eine Lösungsandeutung gibt uns C. S. Lewis mit der bereits oben erwähnten Beschreibung Gottes als „ultimativen WERT.“3 Lewis deutet an, dass die Antwort in der Frage nach „moralischer Exzellenz“ zu finden ist, also in dem Prinzip, dass es moralisch richtig und notwendig ist, dass wir das am meisten wertschätzen und ehren, was in sich selbst größten Wert besitzt. Sollte es zum Beispiel dazu kommen, dass meine Frau mich vor die Wahl stellt, entweder die Anzahl meiner viel zu vielen exotischen Pflanzen im Haus zu reduzieren, oder sie sucht sich aus Platzmangel eine andere Wohnung, muss ich mich, um moralisch nobel zu handeln, darum kümmern, dass einige Roystoneae regiae ein neues Zuhause finden anstelle meine Frau auzuquartieren! Letztere besitzt aufgrund ihrer Erschaffung im Ebenbild Gottes und ihrem Status als Ehefrau intrinsisch einen höheren Wert als die ansehnlichste Königspalme. Die Heilige Schrift und gesunder Menschenverstand schreiben uns also das Prinzip vor, dass es eine moralische Verpflichtung gibt, kostbares als wertvoll zu erachten und zu behandeln. Der Grad der Wertschätzung und Ehre hängt dabei vom Grad des inneren Wertes des Objektes ab.
Und Lewis beschreibt vollkommen richtig Gott als „ultimativen WERT!“ Gott ist das höchst wertvolle Wesen im Universum! Seine Majestät übertrifft alles andere, Seine Heiligkeit ist unvergleichlich und Seine Schönheit und Exzellenz ist nicht zu überbieten. Wenn der Wert aller Menschen zusammen genommen wird (und als Geschöpfe im Ebenbild Gottes sind Menschen wertvoll) und zum Wert aller Engel, Seraphim und dem ganzen Universum addiert wird und mit Gott verglichen wird, fällt alles nicht ins Gewicht gegenüber der Wucht des Wertes des Allmächtigen Gottes. „Siehe die Nationen sind wie ein Tropfen im Eimer und werden geachtet wie Staub auf einer Waage… alle Nationen sind vor Ihm wie nichts und werden erachtet vor Ihm als nichts und weniger als nichts. Mit wem willst du dann Gott vergleichen?“ (Jes. 40, 15-18). Das Hebräische Wort für „Herrlichkeit“ (kabod) hat in seinem Ursprung die Bedeutung „schwer.“ Gott fällt also ins Gewicht. Sein Wert „wiegt tatsächlich etwas.“ Er ist „gewichtig.“
Altruismus ist deshalb eine Tugend für Menschen, weil der Mensch eben nicht höchsten Wert besitzt und danach streben sollte, nicht sich selbst, sondern die „höheren Werte des Universums“ in den Mittelpunkt zu stellen. Der Mensch muss, um moralisch exzellent zu handeln, Gottes Herrlichkeit als sein höchstes Ziel vor Augen haben. Wenn dies für den Menschen gilt, ist es für Gott falsch, dieselbe Absicht zu haben? Wenn ein Mensch keine höhere Bestimmung als die Herrlichkeit Gottes haben kann, wie könnte Gott etwas anderes als höchstes Ziel haben als sich selbst? Altruismus wäre für Gott die größte Sünde. Wie könnten wir Gott als gerecht und gut erachten, wenn Er versagt, das zu achten und zu bewahren, was überragenden Wert hat und unendlich kostbar ist? Um gerecht zu sein muss Gott ultimative Leidenschaft zuerst für Seine eigene Herrlichkeit haben. Seine Hingabe muss im Verhältnis zur Exzellenz und zum Wert der jeweiligen Person stehen – und Er selbst übertrifft dabei in unendlichem Maß die Summe aller sonstiger Werte.
Wenn Gott einmal nicht zuerst Seine einmalige Herrlichkeit als oberstes Ziel haben würde, würde er damit anerkennen, dass es etwas wertvolleres als sich selbst gäbe. Dies wäre aber nicht nur nicht wahr, sondern auch Götzendienst. Gott würde etwas anderes an erste Stelle setzen als den einzig wahren Gott. Gott muss immer zuerst sich selbst lieben und schätzen, denn niemand ist würdiger als Er, der einzig wahre Gott. Seine eigene Herrlichkeit muss der zentrale Fokus aller Seiner Aufmerksamkeit sein. Und dies ist nicht schlecht für uns. Denn wohin sollten wir gehen, um die Sehnsucht nach Freude zu stillen, wenn Gott den Anspruch aufgibt, unendlichen Wert und Faszination zu besitzen? Wenn Gott von sich weg zeigen würde auf unserer Suche nach bewundernswerter Anbetung, wäre dies für uns eine grausame Konsequenz. Was immer an die Stelle Gottes treten würde, wäre unendlich weniger wertvoll und würdig der Anbetung als Er selbst.
Selbst-Erhöhung ist deshalb ist deshalb für Gott größte Gerechtigkeit und Tugend. Gottes Selbst-Erhöhung nutzt uns als Seine liebenswerteste Tat. Wenn Er alles für die Verherrlichung Seines Namens tut, gibt er uns das einzige, was unsere Sehnsucht nach Freude wirklich unendlich lang stillen kann.
Wenn nicht Seine eigenen große Ehre, wessen Ehre sollte denn Gott zuallererst suchen? Wenn nicht Sich selbst, was sollte denn Gott als höchst wertvoll und liebenswert erachten? Ein intuitives „na mich“ zeugt davon wie sehr der Mensch in seinem Größenwahnsinn die Relation und jeden gesunden Menschenverstand verloren hat. Das Markenzeichen eines gefallen Menschen ist sich selbst am wichtigsten darzustellen. Es ist wie ein Virus, welches sich unauslöschlich in unsere DNA integriert hat. Der Mensch kann und will nicht anders, als sich selbst in den Vordergrund zu stellen. Er ist blind für Herrlichkeit und ohne Gefühl und Sinn für wertvolleres als Er selbst. Und Ehrsucht schmeckt bitter. Wer selbst schon auf dem Treppchen des Ruhmes gestanden hat, weiss wie lehr und nichtig es sich auf der obersten Stufe des Siegerpodestes anfühlt.
Es ist ebenso ein Anzeichen einer echten Bekehrung, einer echten Wiedergeburt, wenn es plötzlich Freude macht, zu denken, zu sagen, zu singen „Nicht uns, nicht uns Oh Herr, sondern Deinem Namen mache alle Ehre!“ (Ps. 115, 1). Echtes Glück ist nicht darin zu finden, sich groß darzustellen, sondern sich selbst in der gewaltigen Dimension der Faszination Gottes zu vergessen und genüsslich nur an eines zu denken:
Soli Deo gloria!!!
1 C. S. Lewis. Reflection on the Psalms. Hardcourt: 1985, 94. Großbuchstaben original! Hervorhebung durch mich.
2 Ibid., 90.
3 Ibid., 94.
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