„… mit Freude sind wir stolz auf die Hoffnung der Herrlichkeit Gottes.“ Röm. 5,2
Der Mensch ist geschaffen für ein alles überragendes, großartiges Ziel – die exzellente Herrlichkeit Gottes. Der ultimativste Sinn deiner Existenz ist Gottes grandiose Herrlichkeit.
Für die meisten Deutschen klingt „grandiose Herrlichkeit“ nicht besonders aufregend. Das liegt zum einem daran, dass das Substantiv „Herrlichkeit“ im Alltag nicht mehr gebraucht wird und dementsprechend befremdlich klingt. Wir können uns unter „Herrlichkeit“ spontan nichts umwerfend phänomenales vorstellen. Dem korrespondierenden Adjektiv „herrlich“ war das Schicksal der deutschen Sprache da gnädiger. „Herrlich!“ ist immer noch ein begeisternder Ausdruck von Emotionen tiefster Bewunderung und faszinierender Freude. Der Anblick eines paradiesischen Strandes in der Karibik oder des gewaltigen Grand Canyon in Arizona löst einfach ein Erstaunen in uns aus. Wie kann etwas nur so schön und beeindruckend sein?: „Herrlich! „Dabei ist „herrlich!“ nicht nur eine objektive Beschreibung von etwas unübertrefflich großartigem, sondern beinhaltet gleichzeitig eine emotionale Empfindung. „Herrlich!“ ist etwas nur, was auch emotional glücklich macht.
Gottes Herrlichkeit ist nun genau das, was das Adjektiv herrlich ausdrückt – nur in unendlich vielfältiger und unendlich umfangreicher Weise. Wenn die Schriften des Alten und Neuen Testaments von der „Herrlichkeit Gottes“ sprechen, meinen sie damit, dass Gott in sich selbst so unübertrefflich hinreißend, phänomenal und außerordentlich grandios ist, dass derjenige, der Ihn erlebt, von unvorstellbaren Gefühlen der Ehrfurcht, der Freude und des Genusses überkommen wird. Kein Wunder, dass Menschen, denen Gott begegnet ist, vor überwältigendem Erstaunen zittern (1 Chron. 16, 30), sehnsüchtig mehr von Ihm wollen (Ps. 27, 4), vor Freude singen (Ps. 147) oder ihr Glück nicht fassen können, dass sie vor lauter Enthusiasmus ihre Freude aus sich heraus schreien (Ps. 32,11; 33, 1).
Ein Leben für Gottes fantastische Herrlichkeit beinhaltet zwei Dinge: zum einen lebst du, um an Gottes Herrlichkeit größtmögliche Freude zu haben und zum anderen, um Ihn zu ehren. Beide Dinge geschehen jedoch nicht separat voneinander.
Der Kurze Westminster Katechismus von 1647 greift in seiner allerersten Frage den Sinn des Lebens auf und fragt:
„Was ist das wichtigste Ziel des Menschen, (wozu er erschaffen wurde)?“
Als Antwort geben die Reformierten Theologen:
„Das wichtigste Ziel des Menschen ist
Gott zu verherrlichen
und
Ihn in Ewigkeit zu genießen.“
Es wurde hier nach einem Ziel gefragt aber es gibt gleich zwei Antworten. Wahrscheinlich hat der Westminster Katechismus schon damals andeuten wollen, was John Piper explizit ausführt:
Das wichtigste Ziel des Menschen ist Gott zu verherrlichen
indem
der Mensch Ihn in Ewigkeit genießt.
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Gott zu ehren und Ihn zu genießen sind nicht zwei separate Dinge, als ob wir Gott manchmal ehren und manchmal genießen – es sind die zwei Seiten der gleichen Medaille:
Gott wird am meisten geehrt, wenn wir unsere ganze Freude an Ihm haben!2
Rational ist die Verbindung zwischen Gott ehren und unsere Freude an ihm gut nachzuvollziehen. Wird der Wert einer Sache nicht tatsächlich dadurch hervorgehoben, in dem Maße, in dem diese mir Freude bereitet? Ehre ich nicht meine Familie besonders dadurch, dass ich auf schnellsten Wege von der Arbeit nach Hause komme, um Zeit mit ihnen zu verbringe, anstelle tägliche Abstecher mit Freunden in Bars und Kneipen zu machen – gerade weil meine Familie mir mehr Freude bereitet als alle Pubs der Stadt?!
Keine Worte können wiedergeben, wie sensationell es ist, Gottes Herrlichkeit zu erleben. Eine reine Erzählung über einen afrikanischen Sonnenuntergang nahe den donnernden Wassermassen der Queen-Victoria-Wasserfälle wird kaum Begeisterungsstürme bei einem europäischen Zuhörer auslösen. Wer selbst an den Ufern des Sambesi während der untergehenden Abendsonne gesessen hat und beim grollenden Donners des Wasserfalls die Regenbögen über die herabfallendenden Wassermassen gesehen hat – dessen Auge wird allerdings kaum trocken bleiben. Die Herrlichkeit Gottes ist etwas, was man selbst suchen, erleben und schmecken muss, damit man nachvollziehen kann, dass Gottes Herrlichkeit groß genug ist, dass man eine Ewigkeit in nicht vorstellbarem Ausmaß davon begeistert sein kann!
Das gewaltige Ausmaß des direkten Genießens von Gottes Herrlichkeit erlebt ein Christ erst, wenn er Jesus dann wirklich gegenüber steht. Den Reichtum an Gottes Herrlichkeit (Röm. 9, 23) erleben wir erst im Himmel. Weil Gott uns aber jetzt schon vollständig gerecht gesprochen hat, ist die Erwartung der Herrlichkeit Gottes nicht ein vages Bangen, ob wir es denn auch in den Himmel schaffen, sondern wir dürfen jetzt schon eine totale Gewissheit auf das umwerfende Erlebnis des Genießens Seiner Herrlichkeit haben (Römer 5, 2).
Zum normalen christlichen Leben gehört jedoch nicht nur eine Erwartung an gewaltiger Zukunftsperspektiven, sondern schon im Hier und Jetzt Kostproben der Herrlichkeit Gottes zu erleben . Gottes faszinierende Exzellenz zu kennen und zu genießen soll ganz sicher keine seltene Ausnahme für ausgewählten Christen – Paulus Gebet im Epheserbrief drückt die Erwartung aus, dass die gewaltige Erkenntnis Gottes alltägliches und normales Erlebnis jedes Christen ist durch das Wirken des Heiligen Geistes (Eph. 1, 17-20).
Wie kann ich denn nun Gott erleben? Die Antwort ist recht unspektakulär. Was du brauchst sind zwei Dinge: erstens, ein Herz was sich nach Gott sehnt, ähnlich wie David das im Psalm 63 ausgedrückt hat:
„Gott, mein Gott bist du; nach dir suche ich. Es dürstet nach dir meine Seele, nach dir schmachtet mein Fleisch in einem dürren und erschöpften Land ohne Wasser.“
Und zweitens: dein Gehirn braucht konzentrierte Zeit, sich mit Gott intellektuell zu beschäftigen. David beschreibt das so: „Über die Pracht der Herrlichkeit deiner Majestät und über deine Wunder will ich meditieren.“
Ganz praktisch heisst das, dass du dich von der unermüdlichen Flut von belanglosen Informationen aus facebook, twitter und youtube, bzw. was auch immer du hier noch ergänzen könntest, frei schaufelst und Zeit fürs Nachdenken nimmst. Nachdenken darüber, wie Gott sich selbst in Seinem Wort beschreibt. Nachdenken über Seinen Charakter, Sein Wesen und Sein gnädiges Eingreifen in deinem Leben. Der Allmächtige Gott wird diesen einfachen Prozess benutzen, um dir persönlich nahe zu kommen und dir das Geschenk der übernatürlichen Freude an Seiner Herrlichkeit machen.
Und vielleicht können dir die nächsten blogs über die Eigenschaften Gottes nützlich sein.
1 John Piper. Desiring God. 1996, 15.
2 John Piper. Let the Nations be Glad. 2010, 50.
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