Die Bewahrung deiner Rettung ist so sicher wie Christus treu ist! Die Frage, ob ein Christ einmal zugesichertes ewiges Leben verlieren kann.

Im neuen Testament gibt es einige starke Indizien dafür, dass das ewige Leben und die freie Rechtfertigung, die ein Christ im Moment seines Glaubens von Gott geschenkt bekam, unwiderruflich dem Christen übertragen wurden. Einmal erhalten, können sie nicht wieder verloren gehen. Sie wären schon jetzt dem Glaubenden endgültig garantiert und würden dem Glaubenden eine freudige Sicherheit für Seine ewige Zukunft geben.

So macht zum Beispiel Jesus Seinen Jüngern im Johannes-Evangelium ein gewaltiges Versprechen:

„Alle, die mir der Vater gibt, werden zu mir kommen, und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen; 38 denn ich bin vom Himmel herabgekommen, nicht daß ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. 39 Dies aber ist der Wille dessen, der mich gesandt hat, daß ich von allen, die er mir gegeben hat, niemanden verliere, sondern ihn auferwecke am letzten Tag.“ (Joh. 6, 37-39)

Ob jemand an Jesus glaubt oder nicht, hängt nach der Überzeugung von Jesus letztendlich nicht von der positiven Zustimmung ihm zugeneigter Menschen ab. Christus vertraute für den Erfolg Seiner Mission voll und ganz der Souveränität Gottes in Hinsicht darauf, wer zum Glauben kommt und wer im Glauben bleibt. Gläubige glauben ultimativ nicht deshalb, weil sie aus sich allein heraus eine weise Entscheidung getroffen haben, sondern weil Gott der Vater sie souverän vorherbestimmt hatte und sie ‚Christus gegeben‘ hatte (Joh. 6, 37). Verantwortlich für das zum Glauben kommen, ist nach dem Verständnis von Jesus die Vorherbestimmung des Gläubigen durch Gott den Vater. Verantwortlich für den Erhalt desjenigen, der einmal zum Glauben gekommen ist, ist gemäß Johannes 6, 37 Christus selbst.

Leider ist der zweite Halbsatz von Johannes 6, 37 („und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen“) im deutschen leicht missverständlich. Im Original bedeutet er nicht, dass wenn ein Mensch zum ersten mal zu Christus kommt, dieser mit offenen Armen da steht und den Suchenden nicht abweisen wird. Obwohl dies sicher stimmt, ist dies nicht die Bedeutung dessen, was Jesus in Johannes 6 vermitteln wollte.

Formal befindet sich im Griechischen folgende Satzkonstruktion: „wer zu mir kommt, den werde ich niemals nicht hinauswerfen“ (Gr.: erchomenon pros eme ou mee ekbaloo exoo). Die literarische Stilfigur hinter der grammatikalischen Konstruktion ist eine Litotes, eine doppelte Verneinung, durch welche das Gegenteil der Verneinung hervor gehoben werden soll. Zum Beispiel „Der Blogschreiber hat damit nicht unrecht“ will eigentlich ausdrücken „Er sagt die volle Wahrheit!“ Das Gegenteil, was durch die Worte von Jesus „werde ich nicht hinauswerfen“ bejahend und ausdrücklich hervor gehoben werden soll ist nicht „werde ich willkommen heißen,“ sondern „werde ich mit Sicherheit bewahren!“ Die durch die doppelte Verneinung umgekehrte Bedeutung von „aus dem inneren hinauswerfen“ (Gr. ekballoo echso) ist „im inneren behalten, bewahren!“1 Dass die sichere Bewahrung des Gläubigen in Christus der intendierte Sinne der Worte von Jesus in Vers 37 ist, wird offensichtlich durch die Logik der Argumentation der folgenden Verse. Denn in Vers 38 sagt Christus, dass das „niemals nicht hinaus werfen“ (also die Bewahrung des Menschen, der einmal glaubt) der souveräne Wille des Vaters ist – dieser souveräne Wille wird in Vers 39 wiederholt als „von allen, die er mir gegeben hat, ich niemanden verliere.“ „Den werde ich niemals nicht hinauswerfen“ ist also ein Synonym für „ich werde keinen, den der Vater mir gegeben hat, verlieren.“

In klarsten und deutlichen Worten lässt Christus die Sicherheit der Rettung Seiner Jünger ultimativ nicht auf den Anstrengungen dieser Jünger ruhen, sondern macht Sich selbst dafür verantwortlich, dass die Seinen im Glauben erhalten werden. Deine Rettung ist also so sicher, wie Christus treu Seinen Verheißungen ist.

Es ist der Wille des Vaters im Himmel, dass von allen von Ihm zum Glauben vorherbestimmten auch nicht einer verloren geht, sondern dass der Sohn jeden einzelnen – ohne Ausnahme – bis zur Auferstehung zum Leben bewahrt (Joh. 6, 39). Ob dieser Wille des Vaters frustriert werden kann hängt laut des Texts in Johannes 6 nicht davon ab, ob die Umstände die Bewahrung des Christen dies ermöglichen oder der Christ genug Willenskraft aufbringen kann, auch in schwierigen Lebensumständen bei Jesus zu bleiben. Die Bewahrung der Rettung des Christen hängt letzten Endes von der Fähigkeit Christi ab, den Willen des Vaters auszuführen.

Wenn einer derjenigen, den der Vater in Seiner Souveränität dem Sohn anvertraut hat, nicht bis zum Ende bewahrt wird, dann hat Christus in Seiner Mission versagt, den Willen des Vaters zu tun (Joh. 6, 38). Wesentlich mehr als die persönliche Rettung eines Menschen steht auf dem Spiel, wenn es um die Frage geht, ob der Mensch, der Christus vertraut, vom Glauben wieder abfallen und verloren gehen kann. Es ist die Ehre und die Treue des Sohnes Gottes, die in Frage gestellt werden, wenn ein echter Jünger seine Rettung verlieren kann. Wenn ein Mensch sein Leben Christus anvertraut, aber das bereits geschenkte Leben doch verlieren oder verspielen kann, dann heisst das, dass a) Jesus entweder nicht in der Lage war, den Willen des Vaters zu tun, oder b) schlichtweg dem Vater ungehorsam war. Beide Alternativen sind undenkbar.2

Gerade weil Jesus unerschütterlich hingegeben ist, den Willen des Vaters zu tun und er als Sohn Gottes die Fähigkeiten, den Willen des Vaters zu tun in unbegrenztem Maße besitzt, ruht die Sicherheit unserer Rettung in den treuen Händen desjenigen, der immer das tut, was dem Vater wohlgefällig ist (Joh. 8, 29). Gottes Wille, dass keiner Seiner souverän erwählten Kinder verloren geht kann nicht frustriert werden, weil Gott die Ausführung dieses Willens in vollem Umfang der Treue Seines Sohnes anvertraut hat.

Die Zusicherung von Jesus, dass Gottes Kinder bei Ihm beschützt sind und Er selbst volle Verantwortung für die Sicherheit ihrer Rettung übernommen hat, tritt nicht isoliert oder einmalig bei Johannes auf. Ganz im Gegenteil: es ist eines der wiederkehrenden Hauptthemen im Evangelium. Vielen ist der Anspruch von Jesus bekannt, der „gute Hirte“ zu sein. Dabei erwähnt Jesus in Johannes 10 Seine gute Charaktereigenschaft als derjenige, der sich aufopferungsvoll um das Wohlergehen der Schafe kümmert, nicht nur weil Er die anfängliche Rettung der Schafe bewirkt. Er ist nicht der gute Hirte, weil er Sein Leben für die erstmalige Rettung der Schafe hingibt, um die Sicherheit dieser Rettung dann in das Schicksal ihrer Hände und Fähigkeiten zu übertragen. Nein, Christus ist guter Hirte genau deshalb, weil er Seine Schafe sowohl rettet, als auch im Weiterhin für den Erhalt ihrer Rettung zuständig ist:

Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; 28 und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. 29 Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alle, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters rauben. 30 Ich und der Vater sind eins. (Joh. 10, 27-30)

Auch in Johannes 10, 28 benutzt Jesus wieder die doppelte Verneinung (wörtlich: „sie werden niemals nie verloren gehen,“ Gr.: ou mee apoloontai) um eine drastische und klare Hervorhebung zu machen: einmal gerettete Schafe sind definitiv bei Ihm sicher! Einmal erhaltenes ewiges Leben kann nicht von ihnen weggenommen werden – sollte es dennoch geschehen, dann war jemand in der Lage, ein Schaf aus der gütigen und starken Hand des Hirten zu entreißen. Der Halt eines Christen ruht in den starken Armen des Hirten. Wieder ist der Ruf Christi als verlässlicher Hirte entscheidendes Kriterium dafür, ob ein Christ ewiges Leben verlieren kann. Falls jemand in Frage stellt, ob die Aufgabe, die anvertrauten Schafe zu erhalten, für Jesus nicht doch unerreichbar hoch ist, fügt Jesus in Joh. 10, 29 noch hinzu, dass Seine beschützende Fürsorge der Schafe nicht unabhängig von der Aktivität des Vaters ist: Gott der Sohn ist in der Lage, die Seinen zu bewahren, weil Er „nur“ mitwirkt, was Gott der Vater ebenso tut. Gott der Vater selbst hält die Seinen in Seiner Allmächtigen Hand und „aus Seiner Hand rauben“ ist metaphorisch eindrucksvolle Sprache dafür, ob wohl jemand Gott bestehlen kann? Hat jemand die Stärke, Gott zu überwältigen und etwas gegen Seinen Willen aus Seiner Hand zu reißen? In Anbetracht der überwältigen Allmacht Gottes erübrigt sich die Beantwortung der Frage. Wenn Gott bewahren will, wird Er bewahren. Und Er will!

Es ist der explizite Wille Gottes, dass keiner Seiner von Ihm angenommen Kinder Zweifel oder Angst um sein ewiges Schicksal macht. Er ist kein Gott, der zwar eigenhändig und aufgrund Seines Werkes allein Menschen rettet, aber dann die Sicherheit dieser Rettung in die Verantwortung unsteter und schwacher Menschen delegiert. Der Ruhm, dem Seine Güte gebührt, ist Gott wichtig genug, dass Er sich ausdrücklich als derjenige beschreibt, der treu ist zu retten und treu diese Rettung auch zu bewahren. Er selbst hat die Verantwortung für unser sicheres Ankommen in Seiner Gegenwart übernommen.

Dabei ist Gottes Bewahrung des Gläubigen kein billiges Verschleudern von ewigem Leben an alle, die einmal ein kurzes Gebet sprechen, um „Jesus in ihr Herz“ aufzunehmen und dann nie wieder etwas vom Sohn Gottes wissen wollen. Ewiges Leben, auch wenn es aus Gnade allein verschenkt wird, hat einen hohen Preis. Der Jünger von Jesus, der ewiges Leben von Christus geschenkt bekommen will, muss alles dafür aufgeben – sogar sein eigenes Leben verlieren: „Wenn jemand mir folgen will, muss er sich selbst verleugnen und sein Kreuz auf sich nehmen und mir nachfolgen“ (Lukas 9, 23). Nur wer bis zum Ende – auch durch viele Schwierigkeiten – an Christus dran bleibt, wird errettet werden (Matt. 24, 13; 1 Cor. 15, 2). Niemand wird ewiges Leben genießen, wer nicht Christus höheren Schatz erachtet als alle Reichtümer der Welt und an Ihm im Vertrauen und liebevollen Gehorsam fest hält (Markus 4, 19).

Ewiges Leben kann ein Geschenk sein und gleichzeitig einen Preis kosten, wenn Gott selbst für die Erfüllung des Preises sorgt. Er selbst ist es, der im Christen die Bereitschaft wirkt, Gottes Sohn nachzufolgen, koste es, was es wolle. Gott selbst ist es, der nicht nur die Rettung des Christen garantiert, sondern auch den Glauben des Christen bewahrt. Souveräne Bewahrung ist die Ursache für das Ausharren des Christen im Glauben. Es gibt für den Christen keine größere Sicherheit, als dass Gott sich für die Bewahrung Seiner Rettung und Seines Glaubens verantwortlich gemacht hat.

Ein Christ sollte nicht nur der Gnade Gottes vertrauen, die ihn errettet hat und danach (wenn er eine gesunde Selbsteinschätzung hat) zitternd vor der Verantwortung stehen, diese Rettung nun in Eigenverantwortung zu erhalten. Gott ist unseres Vertrauens würdig, dass er ein gnädiger Retter und ein gnädiger Bewahrer ist.

Vertrauen in Gottes Liebe und Barmherzigkeit würde wohl in Anbetracht an Seine Hingabe, unser ewiges Heil sicher zu bewahren, in eine neue Dimension katapultiert werden. Wenn da nicht die Erinnerung an den Hebräerbrief und Seine Warnung, dass Rettung verloren gehen kann, nicht wie ein Damoklesschwert über unseren Köpfen hängen würde. Darum geht es dann im nächsten blog.

1 D. A. Carson, The Gospel According to John. 1991, 290.
2 Ibid., 291.


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