Für meine Studenten – warum Gott-verherrlichend predigen?

Auf Theologischen Seminaren und Kursen in Gemeinden habe ich das Vorrecht zuzusehen, wie Studenten und Teilnehmer sich darin üben Gott-verherrlichend zu predigen. Eine Predigt zur Ehre Gottes basiert selbstverständlich darauf, die ursprüngliche Intention des Autors der Biblischen Passage in heutige Sprache attraktiv zu kommunizieren. Damit die Studenten und Gemeindemitglieder wissen, auf welcher Grundlage ihre Übungspredigten im Prediger-Kurs bewertet werden, erhalten sie schon zu Beginn einen Bewertungsbogen, der eine Auswahl von Kriterien enthält, was eine eine gute Predigt ausmacht. So gibt es zum Beispiel Fragen, ob der Prediger die Hauptaussage des Texts inhaltlich akkurat vermittelt hat, ob Anwendungsmöglichkeiten durch emotional eindrückliche Geschichten erläutert wurden und ob Mimik und Gestik mit dem vermittelten Inhalt kongruent ist. Unter Punkt 13 befindet sich dann eine Frage, welche die meisten jungen Prediger zum Stirn runzeln bringt: „hat die Predigt Gott verherrlicht?“ Anhand welcher Kriterien soll man denn das beurteilen?

John Piper hat auf www.desiringgod.org letzte Woche einen Beitrag veröffentlicht, diese Frage beantwortet. Und weil ich es kaum besser als Piper erklären kann, habe ich „The devil can do exposition“ (Deutsch: Der Teufel kann auch exegetisch predigen“) für meine Seminarteilnehmer sinngetreu übersetzt und hier zur Verfügung gestellt.

In einer echten Predigt sind Exegese und Gott-verherrlichende Begeisterung nie voneinander getrennt.

Es ist durchaus möglich, Texte der Schrift exegetisch zu erklären, an die man gar nicht glaubt, geschweige denn, dass man Begeisterung für sie hat. Deshalb definiere ich gute Exegese allein nicht als die entscheidende Qualität, welche eine gute Predigt ausmacht. Der Teufel kann die Bibel exegetisch auslegen – er kann sogar wahrhafte Aussagen über die Bedeutung des Textes machen – aber er kann nicht mit Freude über die Herrlichkeit der Bedeutung des Textes begeistert sein. Ganz im Gegenteil, er hasst sie. Und deshalb kann er nicht predigen – nicht auf die Art und Weise, wie ich predigen definiere.

Natürlich gibt es Enthusiasten, die ohne den Verstand eingeschaltet zu haben, die Bedeutung des Textes ignorieren und dennoch begeisternd predigen, aber nicht gemäß der wahren Bedeutung des Texts und der Realität, welche hinter dem Text steht. Deshalb ist Begeisterung an sich auch nicht die entscheidende Qualität, welche eine gute Predigt ausmacht. Aber zusammen – exegetische Auslegung, die klar macht, was die Schrift wirklich bedeutet und Gott-verherrlichende Begeisterung, die für alle sichtbar die göttliche Herrlichkeit der Bedeutung des Texts schätzt und für wertvoll erachtet – diese Kombination macht, was predigen im eigentlichen Sinn ist.

Durch das Neue Testament hindurch ist Paulus ein Vorbild für diese Art von predigen und er befiehlt, dass solche Predigten nicht nur in Kontext von Evangelisation, sondern auch in der Gemeinde, dem Haus Gottes (Röm. 1, 15; 2 Tim. 4, 2). Aber warum? Wenn eine Gemeinde zusammen kommt, warum sollte der Pastor über einfache Lehre oder Begeisterung hinaus gehen und anstelle dessen „exegetische Begeisterung“ vermitteln?

Gott, Schrift und Anbetung

Meine Antwort ist, dass das Predigen auf diese Weise der Natur Gottes, der Natur der Schrift und der Natur der gemeinschaftlichen Anbetung entspricht. Gott ist über alle Maßen angenehm und wertvoll. Die Schrift, Sein inspiriertes Wort, zielt darauf ab, die wahre Erkenntnis Gottes zu vermitteln, so dass wir Ihn genießen und ein korrektes Bild von Ihm der Welt vermitteln können. Gemeinschaftliche Anbetung vermittelt einen sichtbaren, gemeinsamen Ausdruck dieser Erkenntnis und dieser Freude an Gott.

Die Art des Sprechens, die für eine versammelten Gemeinde im Gottesdienst angemessen ist, ist einzigartig. Es gibt keine andere Art der Versammlung auf der Welt: ein Volk aus Gottes eigenem Besitz (1. Pet. 2, 9), das vor der Gründung der Welt (Eph. 1, 4) erwählt wurde, dazu bestimmt, wie der Sohn Gottes zu sein (Röm. 8, 29), gekauft mit göttlichem Blut (Apg. 20,28), freigesprochen und angenommen vor dem Gericht ​​des Himmels (Röm. 5, 1; 15, 6), eine neue Schöpfung in dieser Welt (2 Kor. 5, 17), innewohnend vom Schöpfer des Universums (1. Kor. 6, 19), geheiligt durch den Leib von Jesus (Hebr. 10, 10), berufen zur ewigen Herrlichkeit (1. Pet. 5, 10), Erben der Welt (Röm. 4, 13; 1. Kor. 3, 21-23), dazu bestimmt, mit Christus zu regieren (Offb. 3, 21) und Engel zu richten (1. Kor. 6, 3). Nie zuvor gab es eine solche Versammlung. Es ist unvergleichlich in der Welt.

Nicht nur die Versammlung ist einzigartig. So ist auch das Buch – das Wort Gottes – einzigartig. All diese glorreiche Wahrheit über das versammelte Volk Christi wurde bewahrt und offenbart in einem Buch. Der Gott, das Buch und die versammelten Menschen unter der Autorität des Gottes, der im Buch offenbart wird, sind unvergleichlich. Es gibt keinen Gott, kein Buch und kein Volk wie diese. Wenn dieses Volk sich trifft ist deshalb eine Art der Kommunikation notwendig, die anders ist als normale Unterhaltung – exegetische Begeisterung ist angesagt!

Als Paulus den unerforschlichen Reichtum Christi predigte und die gute Nachricht von großer Freude verkündete und die Versöhnungsbotschaft des Allmächtigen Königs proklamierte, sah er, dass diese Art der Predigt, welche er in der Öffentlichkeit hielt, nicht verworfen werden sollte, wenn das außergewöhnliche Volk Gottes unter einem außergewöhnlichem Gott, offenbart in einem außergewöhnlichen Buch, für Anbetung zusammen kommt.

Die Reichtümer der Herrlichkeit, die Genialität der Wahrheit, das Gewicht der Wahrheit und die Autorität dahinter wurden nicht weniger, nur weil es innerhalb des versammelten Volkes gepredigt wurde, welche diese Wahrheit kannte und geglaubt hatte. Wenn überhaupt, wurde es mehr.

Deshalb war Paulus nicht nur Vorbild, wie er Christus gepredigt hat und die gute Nachricht dem Volk Gottes kommuniziert hat, sondern er hat auch befohlen, dass die von Gott inspirierte Schrift in der Gemeinde exegetisch begeisternd gepredigt wird (2 Tim. 4, 2 „Predige das Wort!“) Dieser Befehl war nicht willkürlich, sondern wurde bestimmt durch die Harmonie, die zwischen der Natur Gottes, der Schrift und der Anbetung einerseits und der Art der Kommunikation im Gottesdienst andererseits bestand.

Die Qualität des öffentlichen Redens für den auferstandenen Christus beinhaltete eine Dimension ehrfürchtigen Feierns, überschwänglicher Freude und Erstaunen. Es kombinierte die demütige Erkenntnis,

dass die Botschaft nicht vom Prediger, sondern von seinem König stammt. Die Autorität dahinter war nicht seine, sondern die seines Souveränen Herrschers. Und die Gewichtigkeit und der Wert der Botschaft war direkt proportional zur Gewichtigkeit und zum Wert des Königs. Deshalb konnte der Bote nicht gleichgültig gegenüber der Botschaft sein, ohne dem König gegenüber gleichgültig zu sein. Dass man sich aber an unendlich großen Schätzen nicht freut und diese für wertvoll erachtet, war undenkbar.

Daher war nichts passender, als dass die Erklärung, Erläuterung, Kontemplation und Anwendung der Botschaft des Königs unter dem Volk des Königs mit „exegetischer Begeisterung“ einher geht… Predigen offenbart Gottes außerordentlichen Wert, indem es die Schrift auslegt und damit die Herrlichkeit Gottes bekannt macht während man diese über alles schätzt und genießt. „Exegetische Begeisterung“ dient der gemeinsamen Anbetung weil es denjenigen, den wir anbeten, als unserer Anbetung würdig zeigt.

Natürlich beinhaltet „exegetische Begeisterung“ einen großen Anteil an Lehre. Der Biblische Text muss erklärt werden. Die Realitäten hinter dem Text müssen aufgezeigt werden. Aber die Botschaft des Predigers ist nie nur eine Ansammlung reiner Fakten, die klar gestellt werden müssen. Es ist eine Meisterwerk von außerordentlicher Herrlichkeit, die geschätzt werden muss. Der Gedanke, dass die Botschaft des Predigers als distanzierte Erklärung angesehen werden kann, ist konträr der Bedeutung der Aufforderung von Paulus „Predige das Wort,“ oder „Predige die gute Nachricht,“ oder „Predige Jesus Christus!“ Predigt ist sowohl akkurate Lehr als auch herzerfüllter Enthusiasmus. Es ist exegetische Begeisterung.


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