Trotz des Astronomieunterrichts in der 10. Klasse dachte ich bisher, dass der Mond „nicht-lebensnotwendige Dekoration“ im Sonnensystem ist. Nett, dass er mal mehr, mal weniger im Monat für uns leuchtet, aber zentral für das Überleben auf der Erde habe ich die graue Kugel am dunklen Abendhimmel nie erachtet. Neu überrascht von der atemberaubenden Genialität der Schöpfung wurde ich nicht nur durch die partielle Sonnenfinsternis letzte Woche, sondern besonders durch das Entdecken des wissenschaftlichen Prinzips des Fine Tuning, also der präzisen Feinabstimmung des Universums, welches Leben auf der Erde überhaupt erst möglich macht. Die beiden Bücher 40 Questions About Creation and Evolution und The Privileged Planet haben dabei weit mehr Faszination in mir bewirkt, als die Erkenntnis allein, dass ohne den Mond kein intelligentes Lebewesen diesen blog lesen würde – weil ohne den Mond mit großer Wahrscheinlichkeit gar kein Leben auf der Erde möglich wäre!
Die dominierende Überzeugung von Astronomen in den letzen 150 Jahren war das „Prinzip der Mittelmäßigkeit,“ auch Kopernikanisches Prinzip genannt. Nach dieser Vermutung ist die Existenz der Erde im Universum nichts Außergewöhnliches oder Besonderes. Der Ort und Zustand der Erde ist wie eine Zufallsstichprobe und ähnliche Existenzbedingungen könnten vielfach im Universum anzutreffen sein. Begleitet wurde diese astronomische Theorie von der philosophischen Annahme, dass die Erde aus reinem Zufall und für kein erkennbares Ziel existiert. Die scheinbare Ordnung im Universum entstand zufällig aus dem Chaos und unter der Voraussetzung von genügend Zeit, Raum und Materie wäre es wahrscheinlich, dass ähnliche lebensfördernde Konstellationen wie auf der Erde wieder und an verschiedenen Orten des Universums auftreten können.
In den letzten Jahrzehnten hat allerdings eine bedeutsame Verlagerung der Überzeugung bei (auch evolutionistisch denkenden) Wissenschaftlern statt gefunden. Die Annahme der Feinabstimmung des Universums (Engl. Fine Tuning) wird immer mehr als kongruent mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen über Astronomie, Physik und Chemie angesehen. In dieser Theorie beobachtet man, dass eine Unmenge voneinander unabhängiger Naturkonstanten so präzise kalibriert ist, dass Leben unter diesen und nur unter diesen Bedingungen möglich ist. Eine Abweichung von wenigen Prozent in nur einer oder weniger Konstanten würde Leben im Universum verhindern. Die notwendigen Vorraussetzungen für komplexes Leben – und besonders intelligentes Leben – sind so außergewöhnlich groß, dass die Erde nicht nur als beeindruckend eingeschätzt werden kann, sondern auch als wortwörtlich einzigartiges Unikat.
Das Universum ist mit einem Maß an Präzision gestaltet, welches buchstäblich astronomisch ist.
Die Beobachtung eines astronomischen Phänomens, welches in seiner besonderen Konstellation Leben erlaubt, ist erstaunlich genug, aber es ist das Zusammenspiel von schwindelerregend vielen Faktoren, die genau in der Konstellation, in welcher sich die Erde befindet, welche den Eindruck hinterlassen, dass der Kosmos speziell für unsere Existenz gestaltet wurde. Es ist die Vielzahl der Faktoren, die genau stimmen muss – und nur bei der Erde beobachtet wurde – die u.a. den Physiker Paul Davis überzeugten, dass „der Eindruck des Designs im Universum überwältigend ist.“1 Vertreter der Annahme der Feinabstimmung des Universums vergleichen Fine Tuning des Universums oft mit dem Bild eines Erschießungskommandos. Wenn 50 ausgebildete Schafschützen auf einen Mann schießen, und anstatt dass auch nur einer trifft, die Kontur des Mannes in der Mauer durch die Geschosse abgebildet wird, ist es vernünftig, nicht mehr von einem Zufall zu sprechen, sondern von bewusster Koordination.
Genug der Theorie und auf zu ein paar erstaunlichen Beispielen präzise kalibrierter Parameter im Universum:
1. Der Abstand der Umlaufbahn der Erde von der Sonne ist genau richtig, um optimale Lebensbedinungen auf der Erde zu ermöglichen.
Angesichts der Größe und Energieabgabe der Sonne existiert nur ein relativ schmales Band, in dem die Erde die Sonne umkreisen umkreisen und Leben ermöglichen kann. Die Entfernung von der Erde zur Sonne scheint optimal zu sein. Manche Studien haben gezeigt, dass, wenn die Erde auch nur 1 Prozent ihrer Distanz der Umlaufbahn näher an die Sonne herankäme, die zusätzliche Hitze die Ozeane zum Verdampfen bringen würde. Wenn die Erde nur 5 Prozent ihrer Distanz der Umlaufbahn zur Sonne weiter weg wäre, wären alle Ozeane gefroren. Weiterhin muss (und ist) der Abstand so präzise abgestimmt sein, dass Wasser sich nicht in den Kosmos verflüchtigt, aber gleichzeitig Treibhausgase wie Methan oder Ammoniak genau dies tun. Der Bereich der bewohnbaren Zone um die Sonne ist sehr schmal.2
2. Unsere Sonne hat erstaunlicherweise genau die richtigen Eigenschaften, um Leben zu ermöglichen.
Von vielen Astronomiebüchern bekommt man den Eindruck, dass die Sonne ein gewöhnlicher Stern unter vielen ist und sich Leben auch in der Nähe anderer Sterne entwickeln könnte. Dem ist nicht so, denn unsere Sonne ist atypisch im Vergleich zu anderen Sternen. 95 Prozent aller Sterne sind kleiner als die Sonne, die Mehrheit der Sterne im Universum sind sogenannte Kategorie-M-Himmelskörper, die nur 10 Prozent der Größe der Sonne haben.
Wenn die Sonne viel kleiner wäre, als sie ist, würde dies bedeuten, dass die Erde näher an die Sonne heran rücken müsste, um sich noch in der bewohnbaren Zone aufzuhalten. Dies würde allerdings bedeuten, dass die Schwerkraft der Sonne eine größere Auswirkung auf die Rotation der Erde um ihrer eigene Axe nehmen würde. Es würde eine Synchronisation der Rotation auftreten. Anstelle sich einmal innerhalb von 24 Stunden um sich selbst zu drehen, würde die Rotation der Erde um sich selbst nur noch eine Umdrehung pro Jahr betragen. Der nächste Planet zu Sonne, der Merkur, dreht sich in einem Jahr nur eineinhalb mal um seine Axe. Dies würde jedoch wiederum bedeuten, dass eine Hälfte der Erde für ein halbes Jahr immer beleuchtet und der Hitze der Sonne ausgesetzt wäre, während die andere Hälfte dunkel und kalt wäre. Die Erde wäre für ein halbes Jahr zu heiss für Leben und ein halbes Jahr zu kalt für Leben, von einem stabilen Lebensrhythmus für die notwendige Photosynthese von Pflanzen ganz zu schweigen.
Wäre die Sonne viel größer als sie ist, würde dies sich auch katastrophal auf das Leben auf der Erde auswirken. Das Energiemaß an auf der Erde eintreffender ultravioletter Strahlung wäre viel zu hoch, dass Leben noch möglich wäre. Es scheint wohl mehr als Glück zu sein, dass unsere Sonne genau so ist, wie sie ist.3
Die Sonne hat nicht nur genau die richtige Größe, sie ist auch erstaunlich und ungewöhnlich stabil in ihrer Energieemission. Der Energieauswurf aller Sterne variiert in gewissen Graden. Die Lichtemission der Sonne variiert allerdings nur 0.1 Prozent innerhalb eines vollen Sonnenzirkels (ca. 11 Jahre). Unter Sonnen ähnlichen Alters und Sonnenfleckenmusters ist dies atypisch und viel geringer als der Durchschnitt und verhindert unberechenbare Klimaschwankungen.4
Außergewöhnlich ist die Sonne auch dadurch, dass sie ein einzelner Stern ohne Einfluss eines weiteren Sternes in ihrer Nähe ist. Dies mag selbstverständlich klingen, aber die meisten Sterne (zwei Drittel) sind binäre Sterne oder befinden sich in Sternhaufen von drei oder mehreren Sternen. Planeten, die zu solchen Sternsystemen gehören, haben eine zu unbeständige Umlaufbahn,um ein stabiles Lebensmilieu hervorzubringen. Die Energieschwankungen, denen ein solcher Planet ausgesetzt ist, wären nicht kompatibel mit einem lebensaffinen Klima.5
3. Unsere Nachbarplaneten sind lebensnotwendig.
Die Erde ist in hohem Grad von ihren zwei Nachbarplaneten Jupiter und Saturn abhängig. Zuerst muss man anmerken, dass es nicht selbstverständlich ist, dass Jupiter und Saturn eine stabile kreisförmige Umlaufbahn haben. Jupiter und Saturn haben genau die richtige Größe und den richtigen Abstand zueinander, dass ihre Anziehungskraft sich so gegenseitig beeinflusst, um einander in einer stabilen Umlaufplan zu halten. Wäre einer der beiden Planeten oder beide wesentlich anders bezüglich ihrer Masse, Anziehungskraft, Umlaufbahn, etc., würde Jupiter den Planeten Saturn aus der Umlaufbahn werfen und Jupiter würde in eine elliptische Umlaufbahn gelangen und letztendlich mit der Erde kollidieren. In der stabilen Phase, in welcher Jupiter sich befindet, agiert er allerdings mit großem Nutzen für die Erde wie ein kosmischer Staubsauger. Ohne diese planetare Reinigungsmaschine würde die Erde mit Weltraummüll bombardiert werden, und zwar 10.000 mal mehr als dies mit Jupiter der Fall ist. Mancher der eintreffenden Weltraumgeschosse hätte eine solche Größe, dass alles Leben auf der Erde ausgelöscht würde – und solche massive Geschosse würden ohne Jupiter die Erde aller 10.000 Jahre treffen – eine zu kurze Zeit, dass Leben sich wieder erholt.6
4. Der Mond ist nicht nur zur Deko da.
Und nun endlich zu unserem guten alten Mond. Ein großer Mond stabilisiert die Achsenneigung seines Heimatplaneten und trägt damit wesentlich zu dessen stabilen, lebensfreundlichen Klima bei.
Der Mond bewirkt, dass die Achsenneigung der Erde (also die Neigung unseres Planeten in der Rotation um sich selbst im Vergleich zur angenommenen Rotationsachse um die Sonne) stabil bleibt.
Gegenwärtig beträgt die Neigung der Erde 23,5 Grad. Dieser Wert verändert sich über mehrere tausend Jahre nicht mehr, als dass er zwischen 22,1 und 24,5 Grad beträgt. Damit die Neigungsachse stabil bleibt, muss das Gewicht des Mondes eine wesentlicher Bruchteil der Masse der Erde betragen. Kleine Monde, wie zum Beispiel die beiden kartoffel-förmigen Monde des Mars, würden da nicht ausreichen. Wäre unser Mond so klein wie die beiden Marsmonde Phobos und Deimos, würde die Variation in der Rotationsachse der Erde nicht 2,4 Grad betragen, sondern mehr als 30 Grad. Vielleicht bist du dir der Auswirkung nicht gleich bewusst, aber dies würde bedeuten, dass die Pole der Erde für ein halbes Jahr mit jeweils 60 Grad Neigung der Sonne ausgeliefert wären – die nördliche Hemisphäre wäre im Sommer unerträglich heiß und die südliche Hemisphäre hundekalt. Aber nicht nur die Temperaturschwankungen wären zu groß, um Leben möglich, geschweige denn erträglich zu machen, eine kleine Achsenneigung (wie gegenwärtig auf der Erde) bewirkt die auf der Erde vorherrschenden Windzyklen, welche Regen zu Gebieten bringt, die ansonsten ausgedörrt blieben.
Die meisten Küstenbesucher wissen, dass der Mond dafür zuständig ist, dass die Ozeane Ebbe und Flut erleben. Ozeanisten haben herausgefunden, dass ein Drittel der Gezeitenenergie in den unwegsamen Regionen des Tiefseebodens energetische Ebben und Fluten bewirkt, welche letztendliche Ursache der Meeresströmungen ist. Schon lange ist bekannt, dass die Meeresströmungen das Klima der Erde wesentlich beeinflussen, indem sie große Mengen an Hitze abtransportieren und in kälteren Regionen wieder abgeben. Ohne den Mond, der die Meeresströmungen hervorruft würde die Erde an vielen Teilen überhitzen und an anderen Teilen zu kalt für Leben sein.
Der Mond spielte wahrscheinlich bei der Entstehung des Lebens auf der Erde überhaupt eine herausragende Rolle. Zur Zeit wird von den meisten Wissenschaftlern angenommen, dass der Mond dadurch entstand, dass ein Himmelskörper massiver als der Mars mit der Protoerde zusammengestoßen ist. Diese gewaltsame Kollision hat erstaunlicherweise zur Entstehung von Leben signifikant beigetragen. Die entstandene Hitze bei der Kollision hat das Eisen der Erde schnell schmelzen lassen und dazu geführt, dass es schnell in den Erdkern gesunken ist. Dies hat wiederum zur Entstehung des Magnetfeldes der Erde geführt, ein weiterer wesentlicher Bestandteil des Fine-tuning, den ich im nächsten blog-Beitrag erwähnen werde. Wäre das Eisen in der Erdkruste geblieben, hätte es wahrscheinlich allen Sauerstoff in der Oxidation zu Eisenoxid aufgebraucht. Weiterhin hat die Kollision den Mond entstehen lassen, den wie wir gesehen haben, so eine wichtige Funktion zur Stabilisierung der Erdneigung und zur Klimaentwicklung hat, dass man ohne Skrupel sagen kann, dass wir ohne den Mond auf der Erde nicht leben könnten.7<
Nun ist es nicht nur so, dass die Erde einen Mond braucht, sie braucht einen Mond mit exakt der richtigen Größe – was sie „glücklicherweise“ mit unserem Mond hat. Wäre unser Mond zum Beispiel weiter weg, müsste er größer sein, als er jetzt schon ist, um ähnliche Auswirkungen auf die Gezeiten zu haben – der Mond ist aber bereits anormal groß im Vergleich zur Erde und ein noch größerer Mond ist deshalb noch unwahrscheinlicher. Die Größe des Mondes und sein Abstand von der Erde sind perfekt synchronisiert.
Mehr erstaunliche Beispiele der exakten Feinabstimmung des Universums, welches Leben auf der Erde ermöglicht in der Fortsetzung auf diesem blog…
1 Paul Davis, The Cosmic Blueprint. 1988, 203.
2 Kenneth D. Keathley and Mark F. Rooker, 40 Questions About Creation and Evolution. 2014, 400.
3 Ibid., 401.
4 Guillermo Gonzalez and Jay W. Richards, The Privileged Planet. 2004, 137.
5Kenneth D. Keathley and Mark F. Rooker, 40 Questions About Creation and Evolution. 2014, 401.
6 Ibid., 402.
7 Guillermo Gonzalez and Jay W. Richards, The Privileged Planet. 2004, 397-407.
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